Atelierrundgang Juni

„Ich möchte so malen, wie ein Vogel singt."

Claude Monet

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Im letzten Monat habe ich einen neuen Ort entdeckt: den Labyrinthplatz in Zürich. Ich habe dort in einem Kurs mit Simon Bellmann gelernt, wie man aus Holz einen Druckstock schnitzt. Ich war zeitweise so versunken in das Tun meiner Hände, dass ich nicht mehr mitbekam, wie die Zeit verging. Am Ende blickte ich erstaunt auf das, was ich geschaffen hatte, wusste ich doch nicht, dass solche Fähigkeiten in mir stecken. Entstanden ist der Druck eines Labyrinths, was mich dazu angeregt hat, mir über den Irrgarten des Lebens Gedanken zu machen.

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Keine grenzenlose Freiheit

Das Labyrinth steckt einen Rahmen, in dem wir uns bewegen können, es gibt keine grenzenlose Freiheit. Wege führen zur Mitte und wieder nach aussen, aber die äussere Grenze wird nicht überschritten. Die Wege sind verschlungen, aber doch vorgegeben, da gibt es kein Querfeldein, sondern wir folgen den Mäandern. Es treibt uns hin und zurück, es gibt grosse Kreise und enge Haarnadelkurven, so wie im echten Leben. Wir meinen, frei zu sein und folgen doch unserem eigenen Muster, jeden Tag, bis zum Horizont.

Umwege

Im Labyrinth denken wir vielleicht, wir machen nichts als Umwege. Aber auf jedem Weg sammeln wir Eindrücke und Erfahrungen. Wir streben dem Zentrum zu, dem, was wir als den Sinn unseres Lebens verstehen – und bemerken, dass wir uns im annähern und uns wieder davon entfernen.

Und plötzlich stehen wir da! In der Mitte, zu der wir hinwollten. Nur um festzustellen, dass uns die nächste Kurve weiterführt, dass es keinen Stillstand gibt, sondern ein Weitergehen zu neuen Eindrücken und Erfahrungen. Wir halten Ausschau nach einem neuen Ziel und gehen weiter, immer innerhalb der Grenzen des Labyrinths. Es ist ein Tanz von aussen nach innen und wieder zurück, ein Knoten ohne Anfang und ohne Ende. 

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In der Mitte von allem ruhen

Eigentlich wissen wir nie, wo im Labyrinth des Lebens wir uns gerade befinden. Mit der Geburt werden wir hineingestossen und ziehen unsere Bahnen, begegnen anderen Wanderern auf ihrem Weg durch ihr Labyrinth. Unablässig suchen wir nach dem Glück, nach etwas, was unser Leben vollständig machen soll. Wir möchten in der Mitte von allem ruhen, werden aber von dort immer wieder nach aussen getrieben und es kommt eine neue Schlaufe. Irgendwann ist Schluss mit allem, verlassen wir das Labyrinth, vergehen wieder und hinterlassen ein paar Fussspuren. Die Mitte bezeichnet den Wendepunkt. Auch dort ist kein Stillstand, es geht weiter, die Mitte, sie ist die Mitte des Lebens. In der zweiten Hälfte streben wir in die andere Richtung, gegen den Ausgang, gegen das Ende des Lebens. Wann wir in der Mitte waren, das wissen wir erst am Ende, wenn wir auf den zurückgelegten Weg zurückschauen. Plötzlich ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen. 

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Im Atelier

Ich möchte so leben, dass ich ohne Bedauern zurück schauen kann, dass ich nicht das Gefühl haben muss, etwas verpasst zu haben. Kein Bedauern, kein „hätte ich doch“. Auch in Zukunft will ich meine Tage mit Erlebnissen und Erkenntnissen ausfüllen, mit weit ausgreifenden Schritten meine Welt weiter entdecken und geniessen und nichts bedauern. 

Welche Wege gehst du?

Wo stehst du in deinem Lebenslabyrinth gerade? Welchen Ausblick bietet dir die nächste Kurve wohl? Wandere weiter in deinem Labyrinth, manchmal mit einem klaren Ziel vor Augen, manchmal eher orientierungslos. Was soll's. Du kannst auch eine Pause einlegen, dich setzen und dem Tanz des Lebens eine Weile zusehen, den Rhythmus zu begreifen versuchen, mittendrin. 

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